Kunst und Meeresmüll
Kann Kunst etwas verändern?
Die künstlerische Auseinandersetzung mit Müll findet bereits seit des frühen 20. Jahrhundert bis in die Gegenwart statt. Dabei setzen sich Künstler mit seiner Definition, seinem Potenzial und seiner Verwertung auseinander. Meeresmüll ist in letzter Zeit in den Fokus der öffentlichen Diskussion gelangt, wobei dessen politische, wirtschaftliche und wissenschaftliche, aber auch kulturelle Dimension betrachtet wird. An dieser Diskussion beteiligen sich Künstler in ihrer „Art“.
Um die Antwort auf die Frage gleich vorweg zu nehmen: ja, Kunst verändert etwas!
Mein Zugang entwickelte sich durch mehrmonatige Aufenthalte an Atlantikküsten, in denen ich die gesamte Problematik der Verschmutzung zu begreifen begann. Ich wollte aktiv an Lösungsversuchen dieses globalen Problems arbeiten. Aus der ursprünglichen Faszination der bunten, viel förmigen und ästhetisch reizvollen Eindrücken der farbigen Spülsäume im Kontrast zu schwarzem Lava-Sand entwickelte sich eine jahrelange, noch andauernde Recherche zur Problematik. Diesen Impuls, durch den ich mein Konsumverhalten verändert habe, möchte ich weiter geben.
Ich sehe meine Aufgabe als Künstlerin darin, das zu reflektieren, was um mich herum passiert, und in meiner künstlerischen Art zu beschreiben, zu hinterfragen und neu zu definieren. Die menschlichen Einflüsse auf unsere Umwelt sind so gewaltig, dass aus dem Bestreben heraus, es immer einfacher, bequemer, komfortabler und „genussvoller“ zu haben, die Kehrseite der Medaille das Unvermögen ist, mit allen Konsequenzen umzugehen. Besonders hilfreich dabei ist der Verdrängungsmechanismus, der jegliche Eigenverantwortlichkeit im Keim erstickt.
Genau hier muss die Kunst ansetzen. Chris Jordan, ein Künstler, der in unbeschreiblich eindrücklichen Fotos und einem Dokumentarfilm über Albatros-Jungen, die mit vollem „Plastik-Magen“ verhungern, sagte in einem Interview: „One powerful elixir is beauty. There is nothing quite like beauty. When you bring beauty and grief together, you can’t look at it, because it’s so sad — and you can’t look away, because it’s so beautiful. It’s a moment of being transfixed, and the key is turned in the lock.” Auch die englische Künstlerin Mandy Barker zielt in ihren Foto- Arbeiten darauf ab, „eine emotionale Reaktion des Betrachters hervorzurufen, der durch die Kombination eines anfänglichen Widerspruch zwischen ästhetischen Reiz und nachfolgende Mitteilung an das Bewusstsein begründet ist“.
Diesen Ansatz wähle auch ich für meine Arbeiten.
Ausstellungen mit und über Meeresmüll haben in der Regel einen „Botschaftscharakter“ und häufig werden zusätzlich noch Hintergrundinformationen angeboten. Ein Beispiel ist eine Ausstellung im Anchorage Museum (noch bis 6.9.14), ebenso die Wanderausstellung „Endstation Meer“ oder unsere Wanderausstellung „Müll im Meer geht uns alle an“.